July 19, 2022

„Die Solarenergie ist der Held der Energiewende“

Raghu Belur

Enphase entwickelt und fertigt die effizientesten und intelligentesten Wechselrichter für Solarpanele und Batteriespeichersysteme der Welt. Gründer und Chief Products Officer Raghu Belur wird von einer klaren Vision angetrieben. „Im Rahmen der fortschreitenden Energiewende überdenken wir unser gesamtes Energiesystem. Die Solarenergie ist der Held, aber der intelligente Wechselrichter ist das Herz. Unsere softwarebasierten Energielösungen für Haushalte und Unternehmen vereinfachen nicht nur die Optimierung der Solarenergie-Erzeugung, sondern auch deren Verbreitung. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer besseren Welt und gleichzeitig ist es ein wachsendes Geschäft.“

 

Enphase begann im Jahr 2006 als Pionier im Bereich der Mikro-Wechselrichter. Das technologische Prinzip des in Kalifornien, USA; gegründeten Unternehmens basiert auf der Umwandlung, dem Management und der Überwachung der erzeugten Energie für jedes einzelne Solarpanel. Im Vergleich zum traditionellen Stringwechselrichter bieten sich dabei mehrere Vorteile. Beispielsweise bereitet die Technologie den Weg für effizientere Solarenergiesysteme und leistet einen enormen Beitrag zur Sicherheit von PV-Installationen, da der erzeugte Gleichstrom (DC) direkt in Wechselstrom (AC) umgewandelt wird.

 

Treibende Kraft

Im Laufe der Jahre hat Enphase bereits mehr als 39 Millionen Mikro-Wechselrichter auf der ganzen Welt ausgeliefert. Derzeit sind Geräte in einem Gesamtwert von 1,9 Milliarden US-Dollar installiert. Das Unternehmen verfügt über die größte Marktkapitalisierung seiner Branche. Aus diesem Grund ist es Marktführer im Bereich der Mikro-Wechselrichter. Enphase verdankt seinen Erfolg in erster Linie seiner Innovationskraft: die Rechenleistung, die Intelligenz und der Funktionsumfang der Technologie werden fortlaufend erweitert. Inzwischen bietet das Unternehmen auch eine AC-Hausbatterie und Ladetechnologien an. Dadurch erweitert und vertieft Enphase seinen Tätigkeitsbereich. Motivation ist vor allem der Wunsch, eine treibende Kraft beim Umstieg von fossilen Energien auf erneuerbare Energie zu sein.

 

Umsetzbar und kostengünstig

„Die Energiewende geht mit einer enormen und schnell voranschreitenden Elektrifizierung einher, unter anderem wegen der steigenden Beliebtheit von E-Autos,“ so Belur. „Der durchschnittliche Energieverbrauch eines niederländischen Haushalts liegt bei 2.760 Kilowattstunden pro Jahr, in Flandern ist er sogar noch höher. Wenn Sie ein E-Auto kaufen, wird sich Ihr Verbrauch schnell verdoppeln. Ganz zu schweigen davon, was passiert, wenn Sie ein zweites E-Auto kaufen und Ihre Wärmeversorgung durch die Installation einer Wärmepumpe nachhaltiger gestalten. Es stellt sich die Frage, woher all die erforderliche nachhaltige Energie kommen soll – aber insbesondere, wie die Bedürfnisse solcher Haushalte auf intelligente, umsetzbare und kostengünstige Weise erfüllt werden können.“

 

Stolperstein

Jetzt und in Zukunft werden großflächige Solar- und Windkraftanlagen benötigt, so Belur. In dieser Hinsicht seien jedoch auch eine Menge Bedenken und Herausforderungen zu beobachten, beispielsweise aus vertriebs- und kostenbezogener Perspektive. Wenn wir weiterhin grüne Energie für Anwender bereitstellen und die Energiewende vorantreiben möchten, sind etwa enorme Investitionen in die Stromnetzinfrastruktur erforderlich.

Belur: „Europa wird den Umstieg auf ein nachhaltiges Energiesystem beschleunigen. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat diesem Bestreben zusätzlichen Brennstoff verliehen. Ich war vor Kurzem in Deutschland und ich war fasziniert von der Leidenschaft und Ambition, mit der dort weitreichend Photovoltaikanlagen umgesetzt werden. Ich hörte jedoch keine konkreten Vorschläge dazu, wie der steigende Energiebedarf gedeckt werden soll. Diesbezüglich ist Deutschland kein Einzelfall. Und was die Niederlande betrifft, so hat das Land bereits jetzt ein erhebliches Problem mit der Netzkapazität. Für die Energiewende stellt das einen potenziellen Stolperstein dar. Insbesondere die nachhaltigere Gestaltung der vorhandenen Umgebung ist eine große Herausforderung für die Zukunft. Das kann ohne den gemischten Einsatz aller nachhaltiger Ressourcen nicht gelingen, vor allem im Hinblick auf die kalte Jahreszeit. Eine starke Abhängigkeit von der Nachfragereaktion – also der Angleichung der Nachfrage nach Energie an das Angebot – ist dabei ebenfalls unvermeidlich.“

 

Virtuelles Kraftwerk

Belur betont, dass die weitreichende Installation von Solarpanelen auf Häusern und Wohnungen eine enorme positive Auswirkung auf das Energienetz hat. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn solche Installationen einen lokalen Elektrizitätsspeicher sowie die intelligente und automatische Verwaltung des Energieflusses in einem Haushalt umfassen. Der nächste Schritt besteht darin, dies durch die Schaffung eines virtuellen Kraftwerks auf Nachbarschaftsebene umzusetzen. Und genau das ermöglicht Enphase mit der neuesten Generation von IQ8-Mikro-Wechselrichtern. Diese wurden in den USA erstmals im vorigen Jahr ausgeliefert und sind bereits in die AC-Hausbatterien integriert, die das Unternehmen auch in Europa verkauft. In diesem Jahr kommen die IQ8-Mikro-Wechselrichter für PV-Installationen auch in Europa auf den Markt.

 

Bidirektionales Laden

„Mit dieser Technologie ist es auch möglich, ein Mikro-Stromnetz aufzubauen und sich so vorübergehend autonom mit Energie zu versorgen, wenn Probleme mit dem Stromnetz auftreten oder das Stromnetz entlastet werden muss,“ so Belur. „In amerikanischen Haushalten wie meinem eigenen, in denen die aktuellste Enphase-Technologie zum Einsatz kommt, ist das schon heute die Realität. Es ist also keine Geschichte für die Zukunft, sondern für heute. Deshalb freue ich mich zu sehen, dass sich Batteriepsiecher in immer mehr Ländern in Europa stärker durchsetzen, beispielsweise in Flandern. Dasselbe gilt auch für das E-Auto, nicht nur als Fahrzeug, das Energie benötigt, sondern das auch an der Energiebereitstellung beteiligt sein kann. Das bidirektionale Laden wird in den nächsten Jahren zur neuen Norm werden. So bekommt die Energiewende eine völlig neue und notwendige Dimension.“

 

Die Kunst

Solarpanele, der Batteriespeicher, das E-Auto und das Stromnetz. Das sind laut Belur die verfügbaren Elemente, um ein nachhaltiges Energiesystem in Wohngebieten zu schaffen. „Die Solarenergie ist der Held der Energiewende, der intelligente Wechselrichter ist das Herz,“ sagte er in diesem Zusammenhang. Damit verweist er auch auf die Zukunft, für die Enphase steht. Innovation im Hardware-Bereich ist gut, aber im Grunde ist Enphase schon immer ein Software-Unternehmen gewesen. Die Kunst besteht darin, ein intelligentes System zu erschaffen, das in der Lage ist, das gesamte Energiesystem zu regulieren, den Energieertrag und den Eigenverbrauch zu steigern und dabei gleichzeitig den wirtschaftlichen Ertrag zu optimieren.

 

Datenalgorithmen

Belur: „Dann ist es wichtig, zu jeder Zeit alle Elektronen dorthin zu übermitteln, wo sie den größten Wert haben: die Batterie, Elektrogeräte und das Stromnetz. Dies erfordert die Erfassung und Verarbeitung großer Datenmengen, etwa in Bezug auf die Leistung von Komponenten, Wettervorhersagen, Strompreise und die Verhaltensweisen von Personen in einem Haushalt. Intelligente, selbstlernende Algorithmen müssen dann innerhalb von Millisekunden Entscheidungen treffen, um die Systemeffizienz zu maximieren. Unsere Strategie für die Zukunft ist es, diese Technologie stetig zu optimieren und weiterhin mit Vorbildfunktion voranzugehen. Dazu entwickeln wir unter anderem unsere Architektur und unsere softwarebasierten Geräte weiter und konzipieren eigene Chips.“

 

Vision und Technologie

„Besondere und aufregende Zeiten.“ Mit diesen Worten beschreibt Belur die Gegenwart für Enphase. Der Sektor entwickelt sich weiter. Die Solarenergie steht nicht mehr abseits, sondern bestimmt inzwischen als realer Mitspieler am Energiemarkt die Erschaffung eines völlig neuen Energiesystems. „Ich bin überzeugt, dass die Vision und Technologie von Enphase einen Beitrag dazu leisten, die Welt besser zu machen. Gleichzeitig handelt es sich um ein florierendes Geschäft. Unser Unternehmen beschäftigt inzwischen etwa 2.250 Personen und unser jährlicher Umsatz beträgt rund 1,4 Milliarden US-Dollar. Wir betreiben Forschung und Entwicklung in Ländern wie den Vereinigten Staaten, Kanada und Neuseeland. Wir haben Produktionsstätten in Mexiko, Indien und China. Unser Umsatz wächst überall, auch in Europa. Wir betrachten Deutschland, die Niederlande und Belgien als Vorreitermärkte, in denen wir unsere Technologien gemeinsam mit unseren Vertriebs- und Installationspartnern in großem Umfang einführen werden.“